Besucherstrom übertrifft die Erwartungen

Hoffest in Großeneder lockt mit Charme, Tieren und Attraktionen

„Ich bin beeindruckt. Mit so einem Zulauf habe ich nicht gerechnet.“ Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach und das Gutshofteam hatten beim Hoffest alle Hände voll zu tun. Die Besucherströme ebbten auch bis zum Nachmittag nicht ab. Während die Erwachsenen in angeregten Gesprächen vertieft waren, zogen die kleinen Besucher*innen ihre Eltern von einer Kinderaktion zur anderen. „Wir gehen jetzt nach Hause“ stieß am Ende des Tages nicht bei allen Kindern auf Begeisterung – manch eine Familie hatte ihre Schwierigkeiten, ihre Sprösslinge vom Hof loszueisen.

Ein Programm für Jung und Alt – das lockte unzählige Besucher*innen zum Hoffest auf den Kolping Gutshof in Großeneder. Ein Programm für Jung und Alt – das lockte unzählige Besucher*innen zum Hoffest auf den Kolping Gutshof in Großeneder. Fotos: Jana Sudhoff

„Mama, ich hab‘ Wolle“ tönte es am Schafstall entzückt von einem kleinen Besucher, der sich mit seiner Mutter dem „tierischen Rundgang“ angeschlossen hatte und das wollige Souvenir stolz in seinen Händen hielt. Dass sich Wolle im Urzustand fettig anfühlt, nach einem „Waschgang“ mit Shampoo und später im kardierten Zustand aber ganz andere Fühlerlebnisse mit sich bringt – all das erfuhren die Rundgangteilnehmenden unter anderem von den beiden Berufspraktikantinnen am Hof, Lynn Luber und Mieke Harms. Auf der Weide verfolgten nicht nur die Kinder das Fohlen Sally – eines der tierischen Neuzugänge auf dem Hof – mit verzückten Augen. Auch manch ein Erwachsener maß in Gedanken die Kapazitäten seines Kofferraums ab, in dem es das verspielte Shetlandpony gerne nach Hause entführt hätte.  

Ein kleines Igeldorf für den Winter

Um die richtigen Ausmaße ging es auch am großen Laubhaufen. „Der Eingang sollte zehn Zentimeter groß sein oder sogar etwas mehr, wenn der Igel pummeliger ist“, führte Erik Hemsen, Teamleiter der Start-off-Maßnahme auf dem Gutshof, seine kleinen Igelfans in das „Bauprojekt“ ein. Er zeigte, wie man flugs aus Naturmaterialien wie Steinen und Holzlatten ein Igelhaus für den Winter bauen kann – alles unter einer großzügigen Schicht Laub versteckt. Mit der tatkräftigen Mithilfe der Kinder entstand an diesem Nachmittag ein kleines Igeldorf am Laubhaufen. Eine Mitmachaktion, die dem Tier des Jahres 2024 gewidmet war. Der stachelige Winterschläfer droht auf der Liste der gefährdeten Tiere zu landen, unter anderem, weil er immer weniger geeignete Unterschlüpfe findet.

Überall auf dem Hof stieß man derweil auf massig kleiner Rehe, einige Füchse und vereinzelte auch auf Eulen und Waschbären. Für den „tierischen Anstrich“ sorgten Steffi Siewert und ihre Kolleginnen von der OGS, an deren Stand sich genauso lange Warteschlangen bildeten wie bei allen anderen Angeboten.

„Der Ansturm ging direkt los. Alle Kisten waren durchweg belegt“, sagt Anna Mühling, Schulwerks-Fachreferentin für Demenz, die einige Stationen des Demenzsimulators aufgebaut hatte. Hier versuchten Jung und Alt die simulierten Hindernisse zu bewältigen und lernten dabei, wie sich Menschen bei diesen Alltagsaufgaben fühlen, die an einer Demenz erkrankt sind. „Auch wenn man sich richtig anstrengt, hat man keine Garantie, dass es funktioniert“, sagte ein Besucher, der wie viele andere in das Wechselbad der Gefühle eintauchte – gefrustete Ausrufe, gefolgt von herzlichem Lachen waren oft zu hören. Auch Ehrgeizschübe lösten die Aufgaben aus: „Ich konnte ein Wort nicht lesen. Jetzt muss ich nochmal zum Demenzsimulator, sonst kann ich heute Nacht nicht schlafen“, sagte eine andere Besucherin über das Leseangebot, das durch den Einbau von Zahlen und Lücken erschwert wurde.

Volle Sitzreihen vor der Tiny Church

Die verschiedenen Angebote sowie die bunte Mischung für Jung und Alt machten für viele den Reiz an diesem geselligen Herbstsonntag aus. „Der Hof und die Tiere im Speziellen sind einfach was für die Seele“, sagte Bianca Hilmer, die zu den regelmäßigen Besucher*innen des Hoffestes gehört. Wie sie kamen viele, um nette Menschen zu treffen oder auch um private oder berufliche Kontakte zu knüpfen. Viele tolle Gespräche haben Birgit Henze, Leiterin des „Hüssenbergnests“ in Eissen, und Barbara Rehermann, eine der beiden Leiterinnen der Kolping Kita Brede in Brakel, geführt. Beide Einrichtungen waren am 1. August Teil der Kolping-Familie geworden. Birgit Henze hatte beim Hoffest die Gelegenheit genutzt, um am „Kita-Stand“ auch auf die neue Kolping-Kita in Warburg aufmerksam zu machen, die zum 1. August 2025 Betreuungsplätze in den Räumlichkeiten der ehemaligen Eisenhoitschule anbieten wird. „Die Kolping Kita gGbmH ist jetzt auch im Kreis Höxter vertreten“ lautete die Kernbotschaft.

Für die Botschaft des Friedens – dafür steht die Tiny Church. Dass das Kolping-Leuchtturmprojekt nicht nur weltweit Interesse auf sich zieht, zeigte sich zum Auftakt des Hoffestes. Auch in Großeneder und Umgebung hat die mobile Friedenskirche viele Fans. Und so waren bereits alle Stühle und Bänke besetzt, als Josef Grabbe, ehemaliger Religionslehrer am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg (TGB), den Gottesdienst hielt – ausgerichtet auf den Leitgedanken, uns Hoffnung, Mut und Zuversicht in allen Lebenslagen zu geben, besonders auch in schwierigen Situationen. Musikalisch untermalt wurde die Aussage von dem Gitarrentrio – Erik Hemsen, Erzieher Sebastian Böhlen und TGB-Schulleiterin Mareike Gördemann – mit den Kirchenliedern für Kinder „Kleines Senfkorn Hoffnung“ und „Du bist da, wo Menschen leben“. Wie es gelingt, den Unkenrufen anderer zum Trotz Selbstvertrauen für die eigenen Wünsche und Träume zu gewinnen, verdeutlichte Carolin Amthor-Bröker, Projektleiterin des Kolping Gutshofs, mit der Geschichte vom Wettlauf der Frösche, mit der auch sie insbesondere die Kinder in den Gottesdienst einband. Einen süßen Mutmacher gab es für alle Gottesdienstbesucher*innen – als Weingummifrosch.

Selbstvertrauen zurückgewinnen und stärken – eine Vision, die sich auch durch das Start-off-Projekt zieht. Eindrücke von der Maßnahme für schulmüde Jugendliche bekamen die Besucher*innen bei den Hofführungen, die neben dem Stockbrotbacken über der Feuerschale, dem Basteltisch und der Bewegungswelt für Kids und Minis zu den weiteren Attraktionen beim Hoffest zählten.