Neuer Bildungsgang in Delbrück
Sozialassistent*innen für die OGS werden ab August 2024 ausgebildet
Der Blick auf den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule ab dem Jahr 2026 zeigt Handlungsbedarf. Dafür notwendige bauliche Maßnahmen werden in vielen Kommunen gerade geplant. Das OGS-Angebot hängt aber nicht nur an den Räumen, sondern vor allem auch am Personal, das für den Ausbau ganztägiger Betreuungsangebote benötigt wird. Dem steigenden Personalbedarf bei den OGS-Trägern trägt das Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück-Westenholz Rechnung. Ab August 2024 werden hier in einem neuen Bildungsgang Sozialassistent*innen für die OGS ausgebildet.
Freuen sich über den neuen Bildungsgang am Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück für Sozialassistent*innen für die OGS (hinten von links): Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz, Lena Schäfers, Kreisjugendamt Paderborn, Manuel Tegethoff, Leiter Fachbereich Bildung/Sport/Kultur der Stadt Delbrück, (vorne von links): Anja Kemper, Leiterin der OGS im Grundschulverbund Westenholz-Hagen, Berufskollegs-Schulleiterin Silvia Zimmardi und Schulwerk-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach. Foto: Stadt Delbrück Das Land NRW hat angesichts des deutlich erhöhten Fachkräftebedarfs kurzfristig den Bildungsgang „Staatlich geprüfte Sozialassistentin/Staatlich geprüfter Sozialassistent mit Schwerpunkt Erziehung, Bildung und Betreuung für Grundschulkinder“ eingerichtet. Mit Beginn im August 2024 ist der Abschluss pünktlich zum Start des Rechtsanspruchs 2026 gesichert und der nahtlose Start in das besondere Arbeitsfeld der OGS möglich.
Kooperation mit Kommunen und freien OGS-Trägern
Das Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück am Standort Westenholz wird diesen Bildungsgang ab dem nächsten Schuljahr 2024/25 in Kooperation mit Kommunen und freien OGS-Trägern anbieten, um den großen Bedarf an Fachkräften ab 2026 mit abdecken zu können und das Arbeitsfeld OGS mit seinen großen Chancen und Möglichkeiten in das Ausbildungsspektrum mit einzubinden. Im Rahmen einer Auftaktbesprechung mit den Kooperationspartnern – Vertreter*innen der Stadt Delbrück, des Kreisjugendamtes und der OGS – stellten Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach und Berufskollegs-Schulleiterin Silvia Zimmardi den neuen Bildungsgang und seine Chancen vor.
In den Bildungsgang „Sozialassistent*innen Schwerpunkt OGS" kann man mit dem Ersten Schulabschluss (HS9) einsteigen. Hier werden die erforderlichen Kenntnisse, Fähigkeiten und Kompetenzen erworben, um in der OGS zu arbeiten. Der Schwerpunkt liegt auf pädagogischen und sozialen Themen, wie zum Beispiel der Förderung der emotionalen und sozialen Entwicklung der Kinder, der Planung und Durchführung von Freizeitaktivitäten und der Organisation des Tagesablaufs in der OGS.
Die Ausbildung umfasst sowohl theoretische als auch praktische Anteile. Die Schüler*innen erwerben in der theoretischen Ausbildung Fachkenntnisse in den Bereichen Pädagogik, Psychologie, Kommunikation und Organisation. In der praktischen Ausbildung absolvieren sie Praktika in OGS-Einrichtungen, um Erfahrungen im Umgang mit den Kindern zu sammeln.
Nach erfolgreichem Abschluss des Bildungsgangs erhalten die Absolvent*innen den Berufsabschluss „Staatlich anerkannte(r) Sozialassistent*in“ und sind qualifiziert, in verschiedenen Bereichen der OGS zu arbeiten. Zusätzlich kann der Mittlere Schulabschluss mit Q-Vermerk erworben werden.
„Der Bildungsgang ‚Sozialassistentinnen und Sozialassistenten Schwerpunkt OGS‘ bietet eine gute Grundlage für eine berufliche Karriere im pädagogischen Bereich und befähigt die Absolvent*innen, einen wertvollen Beitrag zur Bildung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen zu leisten“, stellte Eva Klare-Kurtenbach heraus.
„Genau der richtige Schritt“
„Wir freuen uns sehr, dass wieder ein neuer Bildungsgang ‚Sozialassistent*innen Schwerpunkt OGS‘ am Kolping-Sozial-Berufskolleg in Westenholz zum neuen Schuljahr 2024/2025 angeboten wird. Aufgrund des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab dem Jahr 2026 ist das genau der richtige Schritt, um zukünftig für den Arbeitsmarkt im Bereich der OGS noch mehr qualifiziertes Person vorzuhalten“, sagten Delbrücks Bürgermeister Werner Peitz und Manuel Tegethoff, Fachbereichsleiter Bildung/Sport/Kultur, im Rahmen der Auftaktbesprechung.
Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder ab 2026 wurde im Herbst 2021 beschlossen. Mit dem Ganztagsförderungsgesetz (GaFöG) soll eine Betreuungslücke geschlossen werden, die viele Eltern beim Übergang von der Kita zur Schule vor große Herausforderungen stellt. Ab August 2026 sollen zunächst alle Erstklässler*innen einen Anspruch erhalten, ganztägig gefördert zu werden. Der Anspruch wird in den Folgejahren – bis 2029 – um je eine Grundschulklassenstufe ausgeweitet. Der Anspruch sieht einen Betreuungsumfang von acht Stunden an allen fünf Werktagen vor. Die Unterrichtszeit wird angerechnet. Auch in den Ferien wird betreut – höchstens vier Wochen Schließzeit sind möglich.
Große personelle Lücke
Noch lange Zeit nach Einführung des Gesetzes hatten die Kommunen auf die Freigabe der Finanzmittel durch Bund und Länder gewartet. Nach dem Kompromiss zwischen Bund und Ländern hat das Ministerium für Schule und Bildung des Landes NRW im Oktober 2023 die „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zum Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ in Kraft gesetzt. Der Städte- und Gemeindebund Nordrhein-Westfalen sieht sich dennoch vor unlösbaren Aufgaben, nicht zuletzt in der Personalfrage: „Allein um den Fachkräftemangel zu beheben, bräuchte es eine spontane Wunderheilung“, hatte Hauptgeschäftsführer Christof Sommer im Frühjahr 2023 angemahnt. In ihrem Fachkräfte-Radar für KiTa und Grundschule 2022 hat die Bertelsmann Stiftung die Lücke bundesweit beziffert: „Für eine flächendeckende und personell gut ausgestattete Ganztagsförderung würden also bis 2030 insgesamt über 100.000 pädagogische Mitarbeiter:innen mehr benötigt werden, als voraussichtlich zur Verfügung stehen“, fasste die Stiftung in einer Pressemitteilung im Juli 2022 zusammen. Die „Kohorten an den Fachschulen für Sozialpädagogik, an denen Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet werden, [müssten] sofort stark ausgebaut werden“, schlussfolgert das „Deutsche Schulportal“ in seinem Bericht vom 13. Oktober 2023.