Der Direktor verlässt die Manege
TGB verabschiedet Hartmut Peter in den Ruhestand
Mit einer warmherzigen und humorvollen Abschiedsfeier entließen das Kollegium, das Schulwerkteam und Weggefährt*innen TGB-Schulleiter Hartmut Peter im Zirkuszelt am Theresia-Gerhardinger-Berufskolleg (TGB) in Rimbeck in den Ruhestand. Ein Nachmittag voller gemischter Gefühle, wie den Redner*innen in ihren Grußworten anzumerken war. „Der Abschied geht mir nah“, gestand Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach, die auch betonte: „Die Fußstapfen, die du hinterlässt, sind groß.“ Mit Hingabe, Weisheit und Engagement habe er die Schule 16 Jahre lang geleitet. „Du hast die Schule auch mit deinem Herzen geprägt.“
Hartmut Peter verlässt die Manege: Das Zirkuszelt am TGB wurde zur Kulisse für eine bunte, warmherzige und humorvolle Abschiedsfeier in den Ruhestand. Fotos: Jana Sudhoff und Barbara Bechtloff
Zusammen mit ihrem Amtsvorgänger Ulrich Woischner und Mareike Gördemann, stellvertretende Schulleiterin, hatte sie die größten Etappen und Hürden in seiner Laufbahn Revue passieren lassen. Den Grundstein für seinen schulischen Werdegang hatte Hartmut Peter mit seinem Deutsch- und Sportstudium für Sek I + II an der Uni Münster gelegt. Nach dem Referendariat am Studienseminar Paderborn, wo er bereits Ulrich Woischner kennengelernt hatte, und kurzen Intermezzi als Deutschlehrer für Spätaussiedler*innen im Ruhrgebiet und Lehrkraft an der Polizeischule in Stukenbrock, trat er 1991 seine erste Festanstellung an der Petrus-Damian-Schule an. Aufgesattelt hat er in dieser Zeit – er blieb 17 Jahre an der Förderschule – mit einem Aufbaustudium in Sonderpädagogik und dem Posten des stellvertretenden Schulleiters. Zum Schuljahr 2008/2009 kam er als Schulleiter ans TGB – sein Einstieg in die Kolpingwelt, die er „mit Innovation, Herzlichkeit und Engagement“ bereichert habe, so Woischner. Geprägt hat er das TGB unter anderem als Initiator des Zirkusprojektes, mit seinen Skireisen und mit neuen Akzenten im Bereich der Ausbildung. „Du hast Visionen entwickelt und durchgesetzt“, unterstrich Eva Klare-Kurtenbach.
„Großartigen Beitrag fürs TGB geleistet“
Der Festakt bot jede Menge unterschiedlicher Eindrücke vom scheidenden Schulleiter: menschlich, persönlich und beruflich. Den Reigen der Redner*innen hatte Landrat Michael Stickeln eröffnet – mit einem Zitat von Jürgen Klopp: „Es ist nicht wichtig, was die Leute über dich denken, wenn du kommst. Es ist wichtig, was sie von dir denken, wenn du gehst." Der Landrat rückte Hartmut Peter als einen besonderen Mann mit unerschöpflicher Energie in den Mittelpunkt, der der Schule einen unverwechselbaren Charakter gegeben und mit beeindruckender und kreativer Schaffenskraft einen großartigen Beitrag für das TGB geleistet habe.
Andreas Niggemeyer, Erster Beigeordneter der Stadt Warburg, bedankte sich für die wichtigen Impulse, die Hartmut Peter als Mitglied des städtischen Ausschusses für Jugendpflege, Schule, Sport und Soziales mit seiner Bildungsexpertise und Sozialkompetenz eingebracht habe.
Viele Anekdoten aus seiner Zeit an der Petrus-Damian-Schule lieferten Michael Brockmeier und Michael Durau in ihrer Bütt, die Hartmut Peter damals als Schulleiter bzw. als Kollege begleitet hatten. Sie wussten einiges aus dem Nähkästchen über den Vollblutsportler zu erzählen, der das Kollegium und den Schullalltag damals ordentlich aufgemischt habe: „als ein Mann mit unglaublich viel Biss, mit einer ausgeprägten Hyperaktivität, als Alptraum aller Phlegmatiker, als Motivator, mit außergewöhnlicher Kreativität, als Herr-von-Ribbeck-Rapper, als Ideenepileptiker, als Anreger, Organisator, Schulentwickler, als lieber Kollege und stets mittendrin, aber am liebsten vorneweg.“
„Mach es gut Hartmut“ – mit Wehmut
Als mutigen und abenteuerlustigen Mann, der den Applaus genießt und gerne in der Manege steht, beschrieb auch Helmut Zumbrock, LRSD der Bezirksregierung Detmold a. D., Hartmut Peter, den er als „Resonanztyp“ nach Hartmut Rosa charakterisierte: emotional, offen, Menschen ernst nehmend, interessiert am Austausch mit anderen. Hartmut Peter, für den er auch als Freund am Rednerpult stand, habe dafür gesorgt, dass seine Mitstreiter*innen über viele Jahre erfolgreich sein konnten. Er habe seine Führungsaufgabe in einem Kollegium als lebenslanges Lernen begriffen.
Mit viel Wehmut blickte daher auch das Kollegium den letzten Arbeitstagen ihres Schulleiters entgegen. Viel Schwung, Humor und Herzblut in die Manege brachten die Kolleg*innen, die eigens für ihren scheidenden Chef einen Tanz und ein Musikstück neu interpretiert hatten. Zu den Klängen des Beatles-Songs „Let it be“ verabschiedeten sie ihn mit ihrer neugetexteten Version: „Mach es gut Hartmut.“: „Du warst nicht nur Schulleiter, sondern Freund und auch Kollege, mit Kopf und Herz und Hand – das verband.“ Auch einige Schüler*innen – der Ausbildungsvorbereitung und der Fachschule für Sozialpädagogik (FSP-OK2) – nutzten den musikalischen Weg, um Danke zu sagen.
Seinem „Herzenswunsch“, seine Karriere mit einem Lichtertanz abzuschließen, so wie seine Laufbahn am TGB im Rahmen der Begrüßung einst begann, kam das Kollegium augenzwinkernd mit seinem „Circle of light“ nach, wobei sich die getragene Darbietung schließlich in eine peppige, Leuchtstab-illuminierte Version à „This little light of mine“ verwandelte.
Auch Liam und Luis Frank, Artisten des Zirkus „Showkolade“, griffen zu ihren Instrumenten, um die langjährige gute Zusammenarbeit mit dem Initiator des Zirkusprojektes und Zirkusdirektor Hartmut Peter musikalisch mit dem Stück „My way" zu untermalen.
Eine virtuelle Kerze in der Tiny Church zünden
Die Möglichkeit, Hartmut Peter mit einem persönlichen Kerzengruß in den Ruhestand zu verabschieden, hatten die Gäste in der Tiny Church. An der mobilen Friedenskirche schloss Josef Grabbe die offizielle Verabschiedung mit einem Segensgebet ab. Der Lichtsymbolik aus dem kollegialen Lichtertanz folgend stimmten Mareike Gördemann, Simone Walter und Vera Vonde mit den Gästen „This little light of mine“ an. Eine selbstgestaltete, personalisierte Kerze von Mareike Gördemanns Tochter Lily für Hartmut Peter symbolisierte die Einladung an alle, in der Tiny Church an der Videoinstallation eine virtuelle Kerze für den baldigen Ruheständler zu entzünden.
„Ich werde die Zeit in diesem ganz besonderen Kosmos vermissen“, sagte Hartmut Peter, der sich sehr über die wertschätzenden Worte gefreut hatte. „Ich habe nicht einen einzigen Tag lang meine Entscheidung bereut, für diese Schule zu arbeiten“, blickt er gerne zurück auf seine „Schiffsexpedition“, die ihn 16 Jahre lang ein „buntes, weltoffenes und tolerantes Berufskolleg“ mit „einem bunten und unfassbar tollen Kollegium“ steuern ließ.
Direktorenkostüm geht an Mareike Gördemann
Zum Abschluss übergab er sein Zirkusdirektorenoutfit an Mareike Gördemann, mit der ihn „unglaublich vertrauensvolle, schöne und auch zusammenschweißende Ereignisse verbinden“. In der Zuversicht, dass sie „die Ära TGB in einen sicheren und zukunftsträchtigen Hafen steuern wird“. Eine Wertschätzung ihrer guten Zusammenarbeit, die ihm seine Nachfolgerin gerne zurückspiegelte: „Du hast mich immer ganz viel machen lassen“, bedankte sich Mareike Gördemann, die das TGB künftig im Team zusammen mit Simone Walter und Tilman Bäcker leiten wird. Und sie versprach: „100 Jahre TGB werden wir in fünf Jahren standesgemäß im Zirkuszelt feiern.“
Während er den Zirkuszylinder an den Nagel hängte, ist der frischgebackene Ruheständler zu neuen Expeditionen bereit: Hartmut Peter verlässt den Kreis Höxter für seine neue Wahlheimat Münster.