Digitales Klassenbuch hat sich in der Modellschule in Detmold bewährt
Er möchte das digitale Klassenbuch nicht mehr missen. Schulleiter Bernd Michael Pawellek hat am Kolping Sozialseminar Detmold als Modellschule als Erstes im Kolping Schulwerk EduPage eingeführt – eine Schulsoftware für die digitale Schulorganisation und Schulverwaltung. „Es lohnt sich wirklich. Der Alltag wird einfacher“, sagt der Pädagoge, der inzwischen auf eine mehrjährige Erfahrung mit dem Programm für modernes Klassenraum-Management zurückblickt. Der größte Benefit aus seiner Perspektive: die Übersicht für das Kollegium und für ihn als Schulleiter.
Der größte Benefit des digitalen Klassenbuchs für Bernd Michael Pawellek: die Übersicht für das Kollegium und für ihn als Schulleiter. Die Liste der Vorteile ist für Bernd Michael Pawellek lang und fängt pragmatisch an. Das Klassenbuch bleibt nicht mehr bei Klassen liegen oder verschwindet gar. Das Dokument steht für alle Kolleg*innen jederzeit zur Verfügung – auch wenn man außerhalb der Schulzeit etwas nachlesen möchte, während das grüne Buch früher dann verschlossen hinter Bürotüren lag. Auch das Eintragen wird einfacher. „Hatte man ehemals nur eine kleine Zeile und ‚schmierte‘ darüber weg, kann man heute bis ins Kleinste dokumentieren“, erklärt Pawellek. Wer mag, lädt schon zum Anfang des Schuljahres seinen Stoffverteilungsplan hoch und verlinkt dann jede Stunde per Klick. Die Einträge können mit Arbeitsblättern angereichert werden – ebenfalls die zu den Hausaufgaben. „Das überträgt sich automatisch in meine nächste Stunde und ich bin sofort wieder im Thema drin“, lobt der Detmolder Schulleiter. Wer gerne rekapitulieren möchte, wie er eine Unterrichtsreihe im Vorjahr gemacht hat, der kann in frühere Jahre „zurückblättern“. Lückenhafte Klassenbücher sind am Sozialseminar Geschichte. Hat eine Lehrkraft ihren Eintrag vergessen, wird sie über das Programm erinnert. Auffrischen können Lehrer*innen am Ende des Schuljahres ebenfalls ihre Eindrücke von der Mitarbeit ihrer Schüler*innen mithilfe des digitalen Klassenbuchs – nach jeder Stunde lassen sich differenzierte Bewertungen eintragen.
Einen besseren Überblick darüber, welche Mädchen und Jungen einem im Klassenraum gegenübersitzen, biete die Software außerdem, berichtet Bernd Michael Pawellek. „Je größer eine Schule ist, desto schwieriger wird es, Namen und Gesichter wiederzuerkennen.“ Heute habe man nicht nur eine Namensliste, sondern auch das passende Profilbild auf dem Bildschirm parat. „Die Anwesenheit ist kinderleicht zu kontrollieren“, betont der Schulleiter. Sein Tipp für Schulleiter*innen mit einer großen Schülerzahl: Krankmeldungen müssen nicht über das Sekretariat laufen, sondern können auch per E-Mail direkt an das Programm geschickt werden.
„Das ist für die Koordination genial“
Und sind Kolleg*innen erkrankt, wird jede Lehrkraft über aktuelle Änderungen in ihrem Stundenplan und Vertretungsstunden prompt informiert. Angebunden sind auch der schulinterne sowie der individuelle Terminkalender. Wer beispielsweise seine Klausuren plant, hat den Überblick, wie viele Klausuren in der Woche bereits anberaumt, welche Klassen auf Exkursion sind etc. „Das ist für die Koordination genial“, sagt Bernd Michael Pawellek.
Und wie sich im Lockdown gezeigt hat, ist auch digitaler Unterricht über die Software möglich. „Das heißt nicht, dass wir uns nochmal einen Lockdown wünschen, aber wenn beispielsweise an Prüfungstagen kein Liveunterricht stattfinden kann oder jemand gesundheitlich verhindert oder beruflich eingebunden ist, hätte man die Option“, erläutert der Pädagoge, der zwar nicht auf Lehrerkonferenzen in Präsenz verzichten möchte, Notenkonferenzen jedoch digital vom heimischen Schreibtisch aus als deutlich angenehmer empfindet.
Von zuhause behalten auch die Schüler*innen und ihre Eltern über ihre App den Überblick, welche Hausaufgaben es zu erledigen gilt, welchen Schulstoff man im Krankheitsfall verpasst hat, ob noch Entschuldigungen oder Atteste fehlen und welche Arbeitsblätter der Lehrkörper hochgeladen hat. Ein weiterer Benefit, den die Jugendlichen, wie Bernd Michael Pawellek berichtet, sehr zu schätzen wissen: Auch sie werden automatisch über Ausfälle, Raum- und Stundenplanänderungen und Klausurtermine informiert.
Eine gute Einführung ist entscheidend
Genauso wie das Lehrerkollegium hat auch die Schülerschaft eine Einführung in das neue System erhalten. Für den Detmolder Schulleiter ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Baustein bei der Einführung des digitalen Klassenbuchs: „Wenn man eine gute Einführung bekommt, merken die Kolleg*innen schnell, welche Vorteile das bietet“, berichtet er über die Voraussetzungen, das Managementsystem erfolgreich zu etablieren. Und neben den nötigen Endgeräten für alle Mitarbeiter*innen sei die Motivation der Menschen entscheidend.
Die Hemmschwelle sei in seinem Kollegium von Anfang an relativ gering gewesen und das digitale Klassenbuch werde inzwischen positiv angenommen. Kein Vergleich zur Einführung der PC-Inseln vor vielen Jahren an seinem früheren Berufskolleg. An die damaligen Widerstände hat Pawellek noch lebhafte Erinnerungen. Die Anwendungen des digitalen Klassenbuchs hingegen seien vergleichbar mit den Apps, die heutzutage jede/jeder privat nutzt. Diese Vertrautheit spiele der Nutzung der Schulsoftware in die Karten. Zudem sei das Programm selbsterklärend und intuitiv zu bedienen. „Nach anfänglichen kleinen Baustellen wächst man in das Programm hinein und weckt auch im Kollegium das Gefühl: Das macht auch Spaß“, resümiert der Schulleiter aus Detmold. Und der Support des Anbieters schaffe bei Anfragen zeitnah am selben Tag Abhilfe. Auch Verbesserungsvorschläge finden Gehör. „Und wer ein Problem hat, dem können wir – neben dem offiziellen Support – als Vorreiter zur Hilfe eilen“, sagt der Schulleiter der Modellschule in Richtung seiner Kolleg*innen aus dem Kolping Schulwerk, die gerade an der Einführung arbeiten.
Erste Erfahrungswerte aus dem Berufskolleg in Brakel
Das Kolping-Berufskolleg in Brakel hat nachgezogen und das digitale Kassenbuch eingeführt. Anwesenheitskontrolle, Dokumentation der Unterrichtsinhalte und der Vertretungsplan werden über das Programm abgewickelt. Dabei haben die Brakeler erste Eindrücke zu den Chancen und Stolpersteinen gewonnen.
„Man will zu viel auf einmal,“ berichtet Schulleiter Andreas Tobisch aus der Administration und dem Kollegium. Unzählige Einstell- und Auswertmöglichkeiten würden verleiten, „mal eben etwas auszuprobieren.Man verzettelt sich in dem Programm.“ Zuständigkeiten müssten klar definiert werden, da es sonst zu doppelten, fehlerhaften oder gar verschwundenen Einträgen kommt. Zudem passe das Programm nicht optimal zu den schulinternen Strukturen. Beispiel: In einer festen Stundenkoppel sind drei verschiedene Ausbildungsberufe in einem lernfeldübergreifenden Fach zusammengelegt. Fällt der Lehrer aus, sei es mit Edupage sehr schwierig zu sagen, Klasse 1 und 2 gehen zu Lehrer A und Klasse 3 geht zu Lehrer B. „Hier muss man Lösungen finden und wir sind noch nicht fertig damit“, sagt Andreas Tobisch.
Mittlerweile werde das Programm aber gut vom Kollegium angenommen und die Grundfunktionen nutzen alle inzwischen ohne Probleme, bilanziert der Schulleiter. Bis dahin gab es jedoch viele Stolpersteine. Zunächst der klassische „organisatorische Konservatismus“: „Das Programm war ein erheblicher Eingriff in die Abläufe der Schule“, sagt Tobisch. Stunden konnten ohne Wissen der Schulleitung nicht mehr getauscht werden, Schüler*innen nicht mehr ohne Weiteres in einer anderen Klasse hospitieren. „Das führte zunächst zu Abwehrreaktionen. Einträge der Lehrerschaft im Klassenbuch verschwanden häufiger, obwohl man sie gemacht hatte. Die Internetverbindung der Schule brach ab und wir konnten für längere Zeit nicht auf die Klassenbücher zugreifen. Schüler wurden in falsche Lerngruppen zugeordnet oder tauchten überhaupt nicht in den Klassenbüchern auf. Kolleg*innen hatten plötzlich 72 Namen in ihrer Klasse, weil irgendwo im System eine falsche Auswahl seitens der Administration getroffen wurde. Auch gibt es für die Administration sehr viele Einstellmöglichkeiten, die teils verborgen sind, teils doppeldeutig erscheinen.“
Auf der anderen Seite berge das Programm das Potenzial, die eigenen gewachsenen Strukturen zu überdenken: Ist das wirklich so optimal, wie wir das seit Jahren bei uns an der Schule machen oder nicht? „Aber auch die Bildungspartner und Eltern zeitnah über Fehlzeiten der Schüler stundengenau informieren zu können, ist ein großer Vorteil. Die Schüler merken, dass ihr Fehlen auffällt und zur Sprache gebracht wird“, betont Tobisch. Über die Grundfunktionen eines Klassenbuchs hinaus experimentieren derzeit schon einige Lehrkräfte mit zusätzlichen Funktionen und haben beispielsweise ihre Lehrpläne und Jahresplanungen in Edupage hinterlegt oder verwalten ihre Noten mit dem Programm. Damit weitere Hemmschwellen gegenüber dem Programm abgebaut werden, sollen „digitale Edupage-Häppchen“ angeboten werden, an denen jeweils maximal drei Lehrkräfte mit ihren Fragen teilnehmen können oder auf Wunsch Hinweise zum Umgang erhalten.