Beim Homeschooling Feuer gefangen

Raphaela Beineke kombiniert als Lehrerin zwei Leidenschaften

Es war an ihrem Küchentisch in Zeiten der Coronapandemie, als sie ihre Leidenschaft fürs Unterrichten entdeckte. Mit zwei Fünftklässlerinnen und zwei Erstklässlerinnen – darunter ihre beiden Töchter – und ihrem jüngsten Sohn als Zaungast hat Raphaela Beineke in diesen Zeiten zusammen „Schule gemacht“. Der Funke sprang über. „Ich habe gemerkt: Das Unterrichten und Erklären machen mir Spaß“, sagt die 46-Jährige, die kurz drauf – zum Halbjahr 2022 – am Kolping-Berufskolleg Brakel als Quereinsteigerin anfing. Jetzt, drei Jahre später, hat sie ihre Feststellungsprüfung bestanden und ist mit unbefristeter Lehrerlaubnis allen voran in der Ausbildungsvorbereitung (AVV) unterwegs. Der ausschlaggebende Punkt: „Mit Jugendlichen dieser Altersgruppe zu arbeiten, hat mir gefehlt“, sagt die Englisch- und Deutschlehrerin. Am Kolping-Berufskolleg kann sie beide Leidenschaften miteinander kombinieren.

Quereinsteigerin Raphaela Beineke kombiniert am Kolping-Berufskolleg Brakel zwei Leidenschaften: die Arbeit mit Jugendlichen und das Unterrichten. Quereinsteigerin Raphaela Beineke kombiniert am Kolping-Berufskolleg Brakel zwei Leidenschaften: die Arbeit mit Jugendlichen und das Unterrichten. Den Großteil ihres Berufslebens hatte Raphaela Beineke zuvor mit der Organisation von Highschoolaufenthalten für Schüler*innen verbracht – nach ihrem Studium der Amerikanistik und Medienwissenschaften erst bei einem Unternehmen in Berlin und nach ihrer Rückkehr in den Kreis Höxter als Selbstständige. „Das war mein Leben“, schwärmt die Höxteranerin noch heute. Doch als Mutter von drei Kindern war die Selbstständigkeit nicht mehr zu stemmen. „Ich habe das schweren Herzens aufgegeben.“ Als ihr Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach bei einer Begegnung schmackhaft machte, im Berufskolleg zu hospitieren, stieß das auf offene Ohren und mündete  in ihre berufliche Neuorientierung.

„AVV ist meine Lieblingsklasse“

Das Alter – 15/16 Jahre – ist für die Klassenlehrerin der Ausbildungsvorbereitung eine besonders spannende Lebensphase. „Da gehe ich drin auf“, sagt Raphaela Beineke. Ihre Schützlinge wissen noch nicht, was sie vorhaben in ihrem Leben. Die Chance für die Pädagogin, die jungen Menschen zu formen, zu beraten, zu begleiten und ihnen ein bisschen auf die Sprünge zu helfen, damit sie ihren Weg finden. „In der AVV sehe ich meine Zukunft, da gibt es noch so viel, wo ich mich einbringen kann“, sagt die frischgebackene Feststellungsverfahrensabsolventin. Ihre neueste Herausforderung ist es, sich als Klassenlehrerin in das Feld „Förderpläne und Förderziele erstellen“ reinzufuchsen.

Froh ist sie, dass die jüngste große Hürde – das Feststellungsverfahren – geschafft ist. Für die Prüfung am 25. November hatte sie sich jedoch bestens gerüstet gefühlt. Ihr Schulleiter Andreas Tobisch hatte sie seit den Sommerferien intensiv mit Unterrichtsbesuchen, „Nachhilfe“ in Schulrecht und Dienstordnung und Einüben von Reflexionsgesprächen und Kolloquien vorbereitet. „Was mir ein bisschen schwergefallen ist, das war die schriftliche Arbeit“, gesteht die Quereinsteigerin. Rund 20 Jahre nach dem Uniabschluss lässt sich das nicht mehr so einfach aus dem Ärmel schütteln. Doch einmal wieder im Flow, „hätte ich seitenweise schreiben können“.  Das Feststellungsverfahren war zeitintensiv, aber es hat sich gelohnt: Wer Interesse daran hat, mit Jugendlichen zu arbeiten, der sollte das Abenteuer Quereinstieg auf jeden Fall ausprobieren, empfiehlt Raphaela Beineke, deren Ziel in jungen Jahren niemals gewesen wäre innerhalb einer Schule zu arbeiten. „Das hat mich wirklich überrascht. Dass mir das Spaß macht, habe ich erst in der Coronazeit festgestellt.“

 

Weitere Porträts aus der Serie:

Jacqueline Wolter 
Stephanie Schmiedel
Tilman Bäcker
Oksana Lang
Christiane Leck
Daria Wiese
Marina Bidlingmeier