Oksana Lang: „Ich bin da, wo ich gerne sein möchte“

Die Arbeit mit Jugendlichen in der Schule fehlte ihr. Da traf es sich gut, dass das Kolping-Berufskolleg Paderborn eine Deutschlehrkraft suchte und die stellvertretende Schulleiterin Maren Meli sie aus vergangenen gemeinsamen Tagen an der Sprachschule Lingua Masters in ihrem Adressbuch hatte: So kehrte Oksana Lang zu ihren Ursprüngen zurück: dem Lehramt. Und spätestens seit dem 24. April 2023 steht fest, dass sie fester Bestandteil des Kolping-Lehrerkollegiums bleiben wird. Seit ihrem Prüfungstag im Feststellungsverfahren verfügt die 46-Jährige über ihre unbefristete Lehrerlaubnis.

Oksana Lang unterrichtet in den Internationalen Klassen am Kolping-Berufskolleg Paderborn.

Erste Erfahrungen hatte sie in ihrer Heimat Kasachstan gesammelt, wo sie Lehramt für Russisch und im Nebenfach Sprache und Literatur studiert hatte. Doch unterrichtete sie nur ein halbes Jahr, bis sie sich entschied, als Spätaussiedlerin nach Deutschland auszuwandern. Hier wurde Oksana Lang nur ein Teil ihrer Ausbildung anerkannt. Und so studierte sie erneut – Germanistik und Deutsch als Fremdsprache auf Magister in Greifwald. Damit war ihr Weg in die Erwachsenenbildung geebnet. Oksana Lang gab Sprach-, Integrations- und Orientierungskurse. Erst an der VHS Lemgo, anschließend an der Sprachschule Lingua Masters in Paderborn, wo sie Maren Meli kennenlernte. „Ich habe gerne Erwachsene unterrichtet, aber die Schule hat mir gefehlt“, erklärt Oksana Lang, warum sie sich 2020 auf die freie Stelle am Paderborner Berufskolleg bewarb. Und als sie merkte: „Ich bin da, wo ich gerne sein möchte“, war das Feststellungsverfahren für sie der logische Schritt. Ohne einen Abschluss im Lehramt am Berufskolleg führte kein Weg daran vorbei.

Guter Gesamtüberblick über das komplette Verfahren

Besonders geholfen hat der Deutschlehrerin die Infoveranstaltung an ihrer Schule mit dem Schuldezernenten, in der alle wesentlichen Bestandteile des Feststellungsverfahrens erklärt worden waren. „Ich habe einen Gesamtüberblick über den kompletten Durchlauf und gute Bücher empfohlen bekommen“, sagt Oksana Lang. Dankbar war sie auch für die Materialsammlung, die vom Kolping Schulwerk bei Microsoft Teams hochgeladen worden war und unter anderem Richtlinien, Verordnungen und beispielhafte schriftliche Unterrichtsplanungen umfasst. „Die pädagogische-didaktische Basis hatte ich durch mein Lehramt in Kasachstan schon. Doch die Bildungspläne und Verordnungen in Deutschland waren mir neu“, sagt die gebürtige Kasachin. Neuland war für sie auch die Planung von Unterrichtsreihen, das kannte sie aus ihrer Heimat nicht. Als nützlich erwiesen sich daher die Unterrichtsbesuche. „Wir haben gemeinsam Strategien ausgearbeitet, was ich verbessern kann. Und die Kolleg*innen haben mich auch unterstützt.“ Im Großen und Ganzen gut vorbereitet fühlte sich die Prüfungskandidatin, als sie am 24. April 2023 vor die Kommission trat – für einen angenehmen Austausch, wie sie die Wahrnehmung ihrer Quereinsteigerkolleg*innen teilt.

Worauf man im Studium nicht vorbereitet werde, das seien die Vorgeschichten und so manche Traumata der neuzugewanderten Schüler*innen aus dem Ausland, die Oksana Lang in den Internationalen Klassen unterrichtet. Doch wenn sie ihre Schützlinge nach der Schule mit guten Anschlussaussichten entlassen kann, dann wird ihr einmal mehr klar, wie viel Freude sie an ihrem Beruf hat. „Es gibt viel, was man gestalten kann und man freut sich, wenn man die Fortschritte sieht.“ Das Unterrichten von Schüler*innen mit besonderem Unterstützungsbedarf sei nicht jedermanns Sache. Daher rät die Quereinsteigerin allen Interessierten am Feststellungsverfahren: „Erfahrungen an der Schule machen, um sich im Klaren zu werden, ob der Job zu einem passt. Ein Job muss Spaß machen, sonst wird es zur Qual.“ Und wenn man sich bestätigt fühlt, kann sie das Feststellungsverfahren nur empfehlen.

Weitere Porträts aus der Serie:

Jacqueline Wolter 
Stephanie Schmiedel
Tilman Bäcker
Christiane Leck
Daria Wiese