Freiwillige bringen die Vielfalt der Welt in die Kitas
Nayely und Anarelys leben und erleben bei uns den Kitaalltag
Bundesfreiwillige in Kitas – kein seltenes Bild. In unseren Kolping-Kindertageseinrichtungen in Bad Lippspringe und Nordborchen unterstützen Freiwillige aber nicht nur die Fachkräfte bei ihrer pädagogischen Arbeit. Sie begeistern die Kinder und Teams auch für die Vielfalt der Welt. Anarelys Abreu Núñez und Nayely Castillo Frías kommen aus der Dominikanischen Republik und leben und erleben den Kitaalltag ein Jahr lang in der Kindertageseinrichtung Bad Lippspringe beziehungsweise in der Adolph-Kolping Kindertageseinrichtung Borchen. Die beiden Süd-Nord-Freiwilligen aus unserem Kolping-Partnerland bereichern das Miteinander mit Inspirationen, neuen Perspektiven und Einblicken in ihre Traditionen und Bräuche.
Die beiden internationalen Freiwilligen Nayely Castillo Frías (links) und Anarelys Magdalena Abreu Núñez erleben ein Jahr lang den Kindergartenalltag in unseren Kitas in Bad Lippspringe und Nordborchen und lernen unsere Kultur kennen. Foto: Jana Sudhoff Sie haben keine spezifischen Aufgaben, sondern packen in unterschiedlichen Bereichen mit an. Die 22-jährige Nayely, die zuhause moderne Sprachen mit Schwerpunkt Tourismus studiert, schwärmt noch jetzt vom Laternenbasteln für St. Martin. Eine Premiere für sie: In der Dominikanischen Republik feiert man das nicht. Die Gelegenheit ergriff sie beim Schopf und ließ ihre selbstgebastelte Laterne gleich drei Mal leuchten: in der Nordborchener Kita, in der Kirche und in der Kita im Generationenhaus in Borchen, die die beiden Kinder ihrer Gastfamilie besuchen. Besonders gut hat Nayely gefallen, dass die Eltern in die Kita kamen, um ihrem Nachwuchs bei der Gestaltung der Laternen zu helfen. Flugs war sie mit einem regelrechten „St.-Martinsfieber“ infiziert: Dank Spotify war „Sankt Martin, Sankt Martin…“ bereits bei der Morgenwäsche ihr täglicher musikalischer Begleiter. Drei St.-Martinlieder beherrscht die 22-Jährige inzwischen auswendig.
Überrascht von der Reife der Kinder
Beeindruckt und gleichermaßen überrascht sind die beiden Lateinamerikanerinnen von der Reife der Kinder. „Sie beten vorm Essen, essen sehr ruhig und gut organisiert“, hat die 21-jährige Anarelys beobachtet. „Man nimmt sie an die Hand und sie gehen schlafen“, berichtet Anarelys fasziniert von fehlenden Diskussionen beispielsweise auch beim reibungslosen Mittagsschlaf. „Das ist in meinem Land etwas anders." Sie arbeitete in der Dominikanischen Republik viel mit Kindern – unter anderem drei Monate als Vertretungslehrerin in einem Vorschulkindergarten und in der Katechismusunterweisung. Der Kitaalltag in Übersee unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht.
„Bei uns zuhause schenken dir die Kinder weniger Aufmerksamkeit, wenn du ihnen etwas sagst“, sagt Anarelys, die neben ihrem Studium für Unternehmensverwaltung auch im kleinen Familienrestaurant im Einsatz ist. Beide Freiwillige sehen darin die Auswirkungen des frühen Medienkonsums der Kinder in ihrer Heimat. Die deutschen Kinder würden im Vergleich erst später mit Smartphones oder Tablets ausgerüstet.
Sehr verblüfft sind die beiden Freiwilligen auch davon, was morgens auf dem Frühstücksteller landet: Tomaten, Gurken, Paprika & Co. Bei ihnen zuhause sind eher Cornflakes mit Milch angesagt. „Die Kleinen hier frühstücken sehr gesund.“ Festgestellt haben sie auch, dass die deutschen Fachkräfte viel mehr Freiheiten und Möglichkeiten haben in der Gestaltung des Kitatages. Zum Beispiel können sich die Kinder bei fast jedem Wetter draußen vergnügen. In der Heimat der beiden Freiwilligen spiele sich hauptsächlich alles drinnen ab.
Viele Benefits für die Kita
„Mir gefallen viele Dinge im deutschen Kindergarten“, sagt Navely, die zuhause an den Wochenenden als Babysitterin arbeitet. Zu ihren Highlights ihres Freiwilligendienstes gehören auch die vielen kleinen Sprachlehrer*innen. „Sie geben ihr Bestes, um mir bei der Aussprache zu helfen“, freut sich auch Anarelys und kommt den lehr-eifrigen, unermüdlichen Aufforderungen „Wiederhole“ gerne nach.
Für die Kinder ist es kein Problem, sich nonverbal zu verständigen, wenn es mit der Kommunikation in der deutschen Sprache noch nicht immer klappt. „Wir alle, ob groß oder klein, wollen dazu beitragen, dass Nayely später immer gerne auf dieses Jahr in Deutschland zurückschaut“, sagt Michaela Pape, Nordborchener Kitaleiterin. „Durch spielerisches Lernen und alltägliche Kommunikation haben die Kinder die Möglichkeit, erste Berührungspunkte mit der spanischen Sprache zu sammeln, was ihre Sprachentwicklung und ihr Bewusstsein für Mehrsprachigkeit stärkt“, betont Kilian Kuhnke, Leiter in Bad Lippspringe, der bereits zum dritten Mal von einer Süd-Nord-Freiwilligen in seiner Kita profitiert. „Die Mitarbeit von Bundesfreiwilligen in unserer Kita bringt eine wertvolle kulturelle und soziale Bereicherung mit sich, die sowohl die Kinder als auch das Team positiv beeinflusst.“ Kinder lernen, eine Offenheit und Respekt für andere Kulturen zu entwickeln. „Die Zusammenarbeit mit internationalen Freiwilligen inspiriert auch die Erzieher*innen. Es entstehen neue Ideen für pädagogische Ansätze und kreative Aktivitäten, die den Kita-Alltag noch bunter gestalten.“
Impulse für die Heimat gesammelt
„Ich denke, dass Freiwilligenarbeit eine hervorragende Möglichkeit ist, etwas über Kulturen zu lernen und neue zwischenmenschliche und berufliche Fähigkeiten zu entwickeln“, erklärt Nayley, warum sie sich für den Freiwilligendienst bewarb. Sie selbst bringt sich in der Nordborchener Kita mit Geschichten und Liedern aus ihrem Heimatland ein. Für ihre Heimat hat sie selbst auch viele Impulse gesammelt: „Ich möchte den Kindern zuhause mehr Umweltbewusstsein vermitteln. Hier habe ich außerdem beobachtet, wie sich Kinder gerne gesund ernähren, wie gerne ihnen Geschichten vorgelesen werden und wie sie mit ihren Eltern und Erzieher*innen basteln. Dies möchte ich auch in meinem Land fördern.“
Anarelys arbeitet seit ihrem 13. Lebensjahr ehrenamtlich in der Kirche, in ihrer Gemeinde und in dominikanischen Kolpingprojekten. „Ich empfinde die ehrenamtliche Arbeit in einem anderen Land wie Deutschland mit völlig unterschiedlicher Kultur und Traditionen als eine einzigartige Gelegenheit, mein Wissen zu erweitern.“
„Durch das Freiwilligendienstprogramm kommt die Welt nach Paderborn: Menschen aus verschiedenen Kontinenten und Kontexten, mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Muttersprachen treffen aufeinander und wachsen mit der Zeit zusammen, bereichern sich mit ihren Fähigkeiten, sind füreinander da. Durch die Vielfalt der Gruppe lernen so die Freiwilligen während des einjährigen Dienstes nicht nur Paderborn und Deutschland kennen, sondern auch weitere Perspektiven sowie Bräuche, Sitten und Kulinarik der anderen Partnerländer,“ sagt Johanna Frommelt, Referentin für internationale Freiwilligendienste bei „mundus Eine Welt e.V.“. Der Verein organisiert für seine Mitgliedsorganisationen, darunter das Kolping-Bildungswerk Paderborn, den Freiwilligendienst für Interessierte aus den Partnerländern. Weitere Infos gibt es unter: www.mundus-eine-welt.de