Frühzeitig und abgestimmt handeln
Akteur*innen vernetzen sich in AG Schulabsentismus
Gemeinsam ein frühgreifendes System zu finden, damit schulmüde Schüler*innen im Kreis Höxter nicht durch die Maschen des Schulsystems rutschen – dieses Ziel hat sich die AG Schulabsentismus auf die Fahne geschrieben. In diesem Netzwerk haben sich alle diejenigen Akteur*innen zusammengefunden, die mit der Problematik konfrontiert werden: Vertreter*innen aus den Bereichen Schulsozialarbeit, Schulpsychologie, Schulleitung, Schulamt und weiterer Institutionen. Neben der Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach engagieren sich auch Mareike Gördemann, stellvertretende Schulleiterin des Theresia-Gerhardinger-Berufskollegs, Dietmar Overbeck, Schulleiter der Adolph-Kolping-Schule Brakel, und Carolin Amthor-Bröker, Start-off-Leiterin auf dem Kolping Gutshof, in dieser Runde. Erste Teilziele wurden bereits auf den Weg gebracht.
Gemeinsam setzen sich die Netzwerkpartner*innen in der AG Schulabsentismus im Kreis Höxter für ein frühgreifendes System ein, um schulmüde Schüler*innen nicht vor ihrem Abschluss zu verlieren. Foto: Jana Sudhoff
Die Anzahl der Schüler*innen mit hohen Fehlzeiten ist weitaus größer als im Allgemeinen angenommen – und das nicht erst ab der Mittelstufe. Auch bereits in den jüngeren Jahrgängen verzeichnen die Schulen z. T. hohe Abwesenheitszeiten. „Wir müssen deutlich früher ansetzen und präventiv arbeiten“, lautet eine der ersten Schlussfolgerungen der AG. Eine weitere große Baustelle im Umgang mit dem Phänomen Schulabsentismus: Bis bei Kindern und Jugendlichen, die der Schule fernbleiben, Maßnahmen greifen, geht oft viel Zeit ins Land. Institutionen, die mit den Schüler*innen betraut sind, können oftmals nicht weiterarbeiten, weil Schulverweiger*innen und oftmals auch ihre Familien der Zusammenarbeit ausweichen – zum Beispiel durch Entschuldigungen wegen vermeintlicher Krankheit durch die Eltern oder auch regelmäßige Krankschreibungen durch Ärzt*innen. Nur so können unangenehme Nachfragen und Bußgeldverfahren wegen Verletzung der Schulpflicht vermieden werden. Die Verantwortung wandert dann im nächsten Schritt zu anderen Institutionen, die zum Teil wieder bei null anfangen müssen. „Man landet oft in Sackgassen. Das Problem zu bewältigen, schafft nicht eine Institution allein“, erklärt Carsten Schulz. Der Schulpsychologe arbeitet für die Regionale Schulberatungsstelle für den Kreis Höxter, die die Moderation für die Arbeitsgemeinschaft innehat.
Vernetzung, Zusammenarbeit und Verständnis
Die Dringlichkeit, sich dem Thema zu widmen, haben Akteur*innen im Kreis Höxter schon vor Längerem erkannt. Erste Schritte, ein fachbezogenes Netzwerk aufzubauen, wurden damals im Nachgang eines Fachtags im Kreis Lippe initiiert. Nach der Corona-bedingten Pause übernahm die Schulberatungsstelle 2022 die AG-Leitung und erweiterte den Kreis der Netzwerkpartner. Die AG nahm ab Februar 2023 wieder Fahrt auf – fünf Treffen hat es seitdem gegeben. Neben der Vernetzung und der Beschleunigung der Zusammenarbeit lautet das dritte Hauptziel: das Verständnis füreinander zu fördern: Wie arbeiten die einzelnen Institutionen? Was können sie leisten? Was bieten sie an und zu welchem Zeitpunkt? Wo liegen ihre Grenzen?
Einen entscheidenden Teilschritt vorwärts möchten die Netzwerkpartner mit einem „Wenn-Dann“-Diagramm gehen. Eine Kleingruppe der AG arbeitet an diesem Ablaufschema, das den beteiligten Personen/Stellen aufzeigen soll, was in den jeweiligen Fallszenarien zu tun ist – und somit praktikable Lösungen an die Hand geben soll. Einfließen soll dies in die Handreichungen für Schulabsentismus für den Kreis Höxter, die nun aktualisiert werden.
Öffentlichkeitsarbeit geplant
Geplant ist darüber hinaus, einen Fachtag für Eltern, Angehörige, Lehrkräfte und alle Interessierten auszurichten. Wichtig ist den Netzwerkpartnern, alle Beteiligten für das Thema Schulabsentismus zu sensibilisieren und gleichzeitig aber dafür, Schulabstinenzler*innen nicht zu stigmatisieren, sondern ihnen stattdessen zu helfen und Unterstützung zuteilwerden zu lassen.
Denn die Erklärungsmuster für Schulabsentismus sind im Einzelfall sehr unterschiedlich. Nicht nur das „notorische Schulschwänzen“ etwa aus Antriebslosigkeit führt zu hohen Fehlzeiten. In manchen Fällen sind es auch die Eltern, die ihre Kinder nicht zur Schule gehen lassen wollen – zum Teil, weil sie sie im Homeschooling besser aufgehoben sehen. Und nicht zuletzt können die Ursachen in einem angstinduzierten Schulmeidungsverhalten liegen, beispielsweise durch Trennungsangst, Mobbing oder Prüfungsangst. „Die unterschiedlichen Formen von Schulabsentismus erfordern unterschiedliche Vorgehensweisen und Handlungsmuster“, betont Schulpsychologe Carsten Schulz. Nicht nur das familiäre Umfeld sollte wissen, an wen man sich wenden kann. Das Gleiche gilt für Lehrkräfte. „Wichtig ist, sich so früh wie möglich an die eine oder andere Stelle zu wenden, bevor es zu spät ist“, betont Schulz, damit ein differenzierter Blick, eine schnelle Diagnostik und eine passende Handlungsweise folgen können.