Know-how am Kolping-Berufskolleg
Monika Schwab übernimmt Alphabetisierung für alle Gütersloher Berufskollegs
Ein großer Erfahrungsschatz, von dem nicht nur das Kolping-Berufskolleg Gütersloh seit Jahren profitiert. Mit Monika Schwab hat die Schule eine Expertin für Alphabetisierung und Sprachförderung in ihrem Kollegium. Ein Know-how, das auch den anderen Berufskollegs im Kreis Gütersloh zugutekommt. In einer Abstimmungsrunde haben sich die Einrichtungen darauf geeinigt, die Alphabetisierung von Geflüchteten am Kolping-Berufskolleg zu konzentrieren. Dort hat man zu Beginn des abgelaufenen Schuljahres eine eigene Internationale Förderklasse (IFK) für Schüler*innen mit Alphabetisierungsbedarf eingerichtet. „Monika Schwab hat die meiste Erfahrung und eine spezielle Ausbildung, um sich um diese Schüler*innen zu kümmern“, erklärt Klaus Gloth, ehemaliger stellvertretender Schulleiter, die kreisweite Einigung auf die Kolping-Schule.
Stolz sind die Geflüchteten aus der „Internationalen Förderklasse mit Schwerpunkt Alphabetisierung“ von Monika Schwab auf das, was sie geschafft haben. Zuvor hatten alle Berufskollegs mit der gleichen Herausforderung zu kämpfen, dass in ihren Internationalen Förderklassen jeweils zwei oder drei Schüler*innen saßen, die aufgrund ihrer Alphabetisierungslücken abgehängt wurden. In der Klasse von Monika Schwab werden diese seit Beginn des Schuljahres 2023/2024 gemeinsam und gezielt gefördert. Die Wahl für diese „Gemeinschaftsklasse“ der Gütersloher Berufskollegs fiel auf die Lehrerin des Kolping-Berufskollegs, weil sie sich durch ihr Studium für Germanistik und Deutsch als Fremdsprache (DaF), eine Zusatzqualifikation „Alphabetisierung“ beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und ihre mehrjährige Mitwirkung beim Deutschen Sprachdiplom für diesen Schwerpunkt qualifiziert hat.
Alphabetisierungsklasse ist nicht homogen
„Meine Schüler*innen haben nicht nur die Schwierigkeit, dass sie Deutsch, sondern auch noch eine Schriftsprache lernen müssen“, erklärt Monika Schwab, die seit 2011 am Kolping-Berufskolleg Gütersloh arbeitet und sich seit mehr als einem Jahr speziell um Geflüchtete mit Alphabetisierungsbedarf kümmert, die vorher in den Internationalen Förderklassen „mitgelaufen“ sind. Jedoch sind auch in ihrer Alphabetisierungsklasse die Startvoraussetzungen unterschiedlich: Zu den Schüler*innen, die noch nie in einer Schule waren, gesellen sich diejenigen, die in ihrer Heimat nur kurz zur Schule gegangen sind und auf der Flucht oder durch andere Umstände die Schriftsprache wieder verlernt haben. Auch junge Menschen, die in ihrer Schrift alphabetisiert sind und hier „nur“ die lateinische Schrift lernen müssen, sitzen in ihrem Klassenzimmer. Gestartet war die „Internationale Förderklasse mit Schwerpunkt Alphabetisierung“ mit acht Sprachschüler*innen, zum Ende des Schuljahres waren es 13 – aus Guinea, Somalia, Syrien, Afghanistan, Kuwait, Moldawien und der Ukraine.
„Es ist meine Passion“
Es sind die enormen Siege ihrer Schützlinge, die der Lehrerin das Herz aufgehen lassen. „Bei der Alphabetisierung sind die Erfolge noch sichtbarer als bei den IFK-Klassen“, denkt Monika Schwab beispielsweise an den großen Sprung eines syrischen Schülers – vom „wortlosen“ Start im September bis zum Ende des vergangenen Schuljahres. Mit Händen und Füßen, mit Gestik und Mimik und mit Bildern haben sie in den „Unterhaltungen“ improvisiert. „Heute kann ich mich ganz normal mit ihm unterhalten, wenn auch nicht im perfekten Deutsch. Aber er kann sich verständigen“, freut sich die Berufsschullehrerin, die daher sagt: „Es ist meine Passion.“
Sie selbst kam mit neun Jahren aus Polen nach Deutschland und konnte damals kein Wort Deutsch. „Ich weiß, wie das ist, bei null anzufangen und ich kann mich in die Schüler*innen hineinversetzen“, glaubt sie, dass ihr diese besondere Perspektive bei der Sprachförderung in die Karten spielt. Ihre weiteren Erfolgsrezepte: „Fordern und Fördern“, sagt Monika Schwab. „Ich bin nett, aber ich verlange auch was, auch was schulische Strukturen anbelangt“, betont die Lehrerin, die mit ihrer Empathie und mit ihrer Gradlinigkeit die Klassen zu Erfolgserlebnissen führt.
Geflüchtete profitieren zwei Jahre von Sprachförderung
Die Weichen für weitere Erfolgsgeschichten sind gestellt: In diesem Schuljahr startete das Kolping-Berufskolleg mit dem zweiten Durchgang. Die Alphabetisierungsklasse ist sozusagen die Vorklasse für die „Internationalen Förderklassen“. Sprich, die Geflüchteten haben die Möglichkeit, zwei Jahre lang von einer Sprachförderung zu profitieren. Nach der vorgelagerten Alphabetisierungsklasse können sie – bzw. müssen sie im Falle bestehender Schulpflicht – in die regulären Internationalen Förderklassen wechseln. Dort erwarten sie ein erweiterter Fächerkanon und Werkstattunterricht. Danach stehen die Türen für die Ausbildungsvorbereitung und eine anschließende Berufsausbildung offen.
Dann wird sich Monika Schwab über weitere Begegnungen mit „Wow-Effekt“ mit ehemaligen Schüler*innen freuen können: Wenn ihr ein Ehemaliger von seiner Position als stellvertretender Schichtleiter erzählt oder ein anderer von seiner Festanstellung als Koch. „Ich bin beeindruckt zu sehen, was sie geschafft haben“, schwärmt Monika Schwab von ihrem Beruf.