Eine Reise voller neuer Erlebnisse und persönlicher Erfolge
Start-off-Jugendliche führen „Weihnachten im Wilden Westen“ auf
Es ist etwas passiert, das noch nie passiert ist: Schneeflocken in der Wüste. Das ungewohnte Winterwetter hat die Cowboys, Cowgirls und Kartenspieler in den kleinen Saloon von Großeneder getrieben, wo der Barkeeper alle Hände voll zu tun hat. Die schlechte Stimmung in der kleinen Goldgräberstadt birgt einiges an Konfliktpotenzial. Und dann sind da auch noch die beiden Gestalten, die nachts durch die Stadt streifen und in die Häuser einbrechen: die eine auf vier Beinen (ein Monster!), die andere auf zwei Beinen mit einer roten Mütze auf dem Kopf…
Die Start-off-Jugendlichen haben die Bewegungshalle auf dem Gutshof für ihr Theaterstück in eine wild-westliche Szenerie verwandelt. Die Bewegungshalle des Kolping Gutshofs hat sich in eine wild-westliche Szenerie verwandelt. Zusammen mit Lea Luise Nolte, Erzieherin im Anerkennungsjahr, haben die Start-off-Jugendlichen ein eigenes Theaterstück auf die Beine gestellt. Ihr rund zehnminütiges Weihnachtsstück mit abschließender Line-Dance-Einlage führten sie kurz vor Weihnachten dem Hofteam vor. Erschaffen haben sie ihr Bühnenstück „Weihnachten im Wilden Westen“ aus dem Nichts und dabei „tolle Ideen eingebracht, aus denen man etwas zaubern konnte“, wie Lea Nolte stolz resümiert.
Eine hungrige Weihnachtselfe als Attraktion
Die Initiative für die Aufführung kam aus den Reihen der Jugendlichen selbst und stieß auf offene Ohren. Die Idee passte gut zur Projektwoche, in der die Jugendlichen in Detmold („Junges Theater“) das Theaterstück zur Identitätssuche „Ich + Ich + Ich“ besuchten. Wie viel Arbeit hinter einem Theaterstück steckt, erfuhren sie zudem in einem Theaterworkshop. Für ihre eigene Arbeit als Drehbuchautor*innen hatten die Jugendlichen keine Vorgaben, alle Ideen waren erlaubt. Einfallsreichtum bewiesen die Jugendlichen schon beim Setting, indem sie Weihnachten mit dem Wilden Westen kombinierten.
Kreativ zeigten sie sich auch bei ihren Bastelarbeiten für das Bühnenbild und die Requisiten. Die schwingende Flügeltür und das Saloon-Schild in Westernoptik, die Steckbriefe der meist gesuchtesten Verbrecher an den Wänden, die (Papp-)Spielzeugpistolen und die (weihnachtsbemützten) Kakteen machten die Kulisse authentisch. Begeistert war Lea Nolte auch von den Clous der Handlung: Das Duell zwischen Sheriff und Cowboy unterlegte die Gruppe mit dem berühmten Instrumentalstück aus dem Western „The Good, the Bad and the Ugly", das wie kein anderes Lied für herannahende Gefahr steht. Eine der Hauptattraktionen war indes Pony Rosi, das als sehr hungrige Weihnachtselfe und vermeintliches Monster mit dem Weihnachtsmann nach Großeneder geflogen war. Angezogen vom Lärm und Ärger statteten beide dem Saloon einen Besuch ab, um ein bisschen Weihnachtszauber zu versprühen. Eine individuelle Note bekam das Stück auch durch die Line-Dance-Sequenz zu „Cotton Eye Joe“ – eine Initiative eines der Mädchen aus der Gruppe, die schon früher Line Dance getanzt hatte.
Inspiration aus der Theaterpädagogik
„Die coolste Idee war, einen Erzähler einzuführen, damit alle mitmachen konnten. Auch die, die keine Sprechrolle haben wollten“, sagt Lea Nolte. Das war eines der Charakteristika des Projekts. Jede Rolle war individuell auf die einzelnen Jugendlichen zugeschnitten und geschrieben worden. Jeder durfte selbst entscheiden, ob, wie viel und was er sagen möchte. „Mein Highlight war definitiv, dass alle mitgemacht haben und involviert waren“, freut sich Lea Nolte über den Erfolg ihres Projekts, in das sie auch die Theaterpädagogik in kleinem Stil hat einfließen lassen.
Die Liste des Potenzials, das ein Theaterspiel entfalten kann, ist lang. Nicht nur soziale Kompetenzen werden gefördert wie beispielsweise Teamarbeit, aufmerksames Zuhören und der Umgang mit konstruktiver Kritik. Auch für sich selbst können die Jugendlichen einiges mitnehmen: Sie gewinnen unter anderem Selbstvertrauen, machen neue Erfahrungen, entdecken eigene Stärken, lernen ihre Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken und trainieren ihre verbale und nonverbale Kommunikation.
Auch die gesamte Start-off-Maßnahme soll profitieren. „Insgesamt sind die Gruppenziele in diesem Projekt, eine positive Gruppendynamik zu schaffen, in der die individuelle Entwicklung jedes Teilnehmenden gefördert wird und gleichzeitig ein unterstützendes und kreatives Gruppenklima entsteht“, fasste Lea Nolte zusammen. „Die Aufführung soll zu einem Ziel werden, das sie gemeinsam erreichen wollen.“ Und das haben sie geschafft, freut sich die Erzieherin im Anerkennungsjahr. „Sie haben sich selbst bewiesen, dass sie Durchhaltevermögen haben. Außerdem haben sie gelernt, dass man eine Idee umsetzen kann, wenn man nur möchte“, beschreibt die Theaterprojektleiterin die nachhaltigen Erfahrungen der Jugendlichen. „Auch, dass sie überhaupt Theater gespielt haben, obwohl fast alle das noch nie gemacht hatten“, gehört zu den persönlichen Erfolgen.
Der abschließende Wunsch der Erzieherin für ihre Laienschauspieler*innen: „dass die kreative Entfaltung, das gemeinschaftliche Engagement und die individuelle Weiterentwicklung nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei den Teilnehmer*innen persönlich wirken“.