Gutshof startet mit neuem Präventionsangebot

„Take-off“ lässt Jugendliche nicht allein

„Wir begleiten dich so lange, wie du es brauchst.“ Mit dieser Kernbotschaft startet der Kolping Gutshof in Großeneder sein neues Präventionsprojekt „Take-off“. Zum 1. Juni soll die Maßnahme starten, die sich der Nachbetreuung und Einzelförderung von Jugendlichen verschrieben hat. Konzipiert ist das Projekt, das von Erzieher Sebastian Böhlen betreut wird, für Absolvent*innen und Aspirant*innen der Start-off-Maßnahme. Was das Angebot besonders macht, sind gleich mehrere Benefits, die sich aus dem Start-off-Setting ergeben.

Sebastian Böhlen arbeitet als Erzieher im Anerkennungsjahr bereits mit den Jugendlichen der Start-off-Maßnahme eng zusammen. Sebastian Böhlen arbeitet als Erzieher im Anerkennungsjahr bereits mit den Jugendlichen der Start-off-Maßnahme eng zusammen. Priorisiert hat Sebastian Böhlen, der das Projekt zusammen mit der Start-off-Leiterin Carolin Amthor-Bröker aufgebaut hat und in engem Austausch mit ihr steht, die Jugendlichen bis zum 21. Lebensjahr im Blick, die nach Abschluss der Start-off-Maßnahme die Anforderungen im Übergang von der Schule in den Beruf nicht ohne besondere Hilfestellung bewältigen können. Die Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr haben gezeigt, dass sechs Wochen „Totenstille“ in den Sommerferien ein großes Loch in die pädagogische Arbeit reißen. „Wenngleich die Jugendlichen in dem Start-off-Jahr mit ihren Herausforderungen gewachsen sind, sind sie nicht so topfit, dass sie allein im Regelsystem klarkommen“, erklärt Carolin Amthor-Bröker den Anlass für „Take-off“.

Den Übergang sanft begleiten

Auch wenn das Start-off-Team gemeinsam mit den Absolvent*innen Perspektiven für ihre Zukunft eingestielt haben, können sich oft schon einfache Fragestellungen als Stolpersteine erweisen: Wann muss ich wo sein? Wann startet die Ausbildung? Muss noch was unterzeichnet werden? Wie gehe ich mit Behördengängen um? Aber auch an Durchhaltevermögen, Selbstständigkeit, Selbstvertrauen oder Tagesstruktur in den Sommerferien mangelt es zuweilen. An einer Begleitung oder Ansprechpartner*innen fehlt es indes oft. „Das ist ein harter Bruch nach einem Jahr der Rund-um-Betreuung auf dem Gutshof“, bedauert Amthor-Bröker, dass trotz toller Perspektiven auch schon Ausbildungen gescheitert sind.

Mit „Take-off“ möchte man den Jugendlichen die Chance bieten, auch über den Schulabschluss hinaus eine stetige Kontaktperson zu haben. „Wie kann ich dir helfen, dass das, was wir geplant haben, auch klappt?“ Mit dieser Fragestellung möchte Sebastian Böhlen in die individuelle Fallbetreuung im 1:1-Setting gehen. Wege zum Erfolg können beispielsweise führen über: Entwicklung lebenspraktischer und sozialer Fähigkeiten, Strategieentwicklung zum Erreichen eigener Ziele, Hilfe bei Behördengängen, Terminen und Anträgen oder Stärkung des Durchhaltevermögens und der Persönlichkeit. „Wir möchten den Übergang sanft begleiten, bis die Jugendlichen so gefestigt, selbstständig und autonom sind, dass sie keine Unterstützung mehr brauchen“, sagt Sebastian Böhlen, der bereits als Erzieher im Anerkennungsjahr in dem Start-off-Projekt arbeitete.

An Vertrauen und Beziehung anknüpfen

Aus diesem Projekt heraus ergeben sich auch die besonderen Charakteristika von „Take-off“. Angedockt wird das Präventionsangebot an den Gutshof. Diesen kennen die Jugendlichen bereits als sicheren Hafen. Aufbauen kann Sebastian Böhlen ebenfalls auf den Beziehungsvorschuss durch die gemeinsame Start-off-Zeit. Und nicht zuletzt eröffnet das Start-off-Setting auf dem Hof ein großes Spektrum an Möglichkeiten: In den gemeinsamen Stunden kann Sebastian Böhlen mit dem*der Jugendlichen in der Werkstatt oder mit den Tieren arbeiten, landwirtschaftliche oder sozialpädagogische Lernangebote nutzen, die Jugendlichen haben die Gelegenheit, mit den anderen Mitarbeiter*innen zu quatschen –  sie bleiben im bekannten Umfeld.

„Zum einen kennen wir die Jugendlichen gut und haben alles gemeinsam eingestielt, was nach der Start-off-Maßnahme kommen soll. Zum anderen haben die Jugendlichen immer noch den Kontakt zum Hof, zu den Tieren als Beziehungspartner und zu den Erzieher*innen“, unterstreicht Sebastian Böhlen die Möglichkeit, mit „Take-off“ erfolgreich daran anzuknüpfen, was an Vertrauen und Beziehung in dem Start-off-Jahr aufgebaut wurde.

Jugendliche in Start-off integrieren

An den Hof, die Menschen und die Tiere können über das Präventionsprojekt auch schon diejenigen Jugendliche herangeführt werden, die ab dem 7. Schulbesuchsjahr Tendenzen zum Schulabsentismus und psychosozialen Problemstellung zeigen und potenziell in die Start-off-Maßnahme eingegliedert werden könnten. Sie gehören zur zweiten Zielgruppe von „Take-off“. Zwei Anfragen von Jugendlichen – jeweils im siebten und achten – Schulbesuchsjahr liegen bereits vor.

Wer das Präventionsangebot in Anspruch nehmen kann, das liegt in den Händen des Jugendamtes. Dort müssen die „Hilfe für junge Volljährige“ oder wahlweise der „Erziehungsbeistand“ beantragt werden. Die Zuweisung geschieht in Absprache mit dem ASD und ggf. dem zuständigen Schulamt.