Norika Creuzmann lobt Integrationsarbeit

Grünen-Landtagsabgeordnete besucht Paderborner Berufskolleg

Das Engagement ist hier sehr zu spüren – mit diesem Eindruck verabschiedeten sich Norika Creuzmann und Petra Tebbe vom Kolping Berufskolleg Paderborn. Die Landtagsabgeordnete der Grünen nutzte die Aktion der „Tage der Freien Schulen“ NRW des VDP Verbands Deutscher Privatschulen NRW, um der Ersatzschule zusammen mit ihrer Mitarbeiterin aus ihrem Wahlkreisbüro einen Besuch abzustatten. Ziel der Aktion ist es, Politiker*innen des Landtags einen Zugang zu den Ersatzschulthemen zu eröffnen und ihre Sorgen und Hürden im Vergleich zum öffentlichen System publik zu machen. Im intensiven Gespräch mit der Schulleitung und der Schulwerk-Geschäftsführung bekamen die beiden politischen Gäste eindrückliche Einblicke in die Bildungsangebote, die pädagogische Arbeit und die Charakteristika der Schule. Unter anderem das Sprachenreichtum im Kollegium beeindruckte Norika Creuzmann. „Das ist ein richtiges Pfund.“

Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach (Zweite von rechts) und Schulleiterin Maren Meli (rechts) führten die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann (Zweite von links) und ihre persönliche Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro Petra Tebbe im Berufskolleg herum. Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach (Zweite von rechts) und Schulleiterin Maren Meli (rechts) führten die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann (Zweite von links) und ihre persönliche Mitarbeiterin im Wahlkreisbüro Petra Tebbe im Berufskolleg herum. Foto: Jana Sudhoff

„Hier geht es um Pädagogik und um Integration“, beschrieb Schulleiterin Maren Meli die wesentlichen Anforderungen an ihr Kollegium in den Internationalen Förderklassen. Rund Zweitdrittel machen die Sprachschüler*innen am Kolping-Berufskolleg aus. Die wesentliche Herausforderung: die Jugendlichen mit den Grundvoraussetzungen – schulisch wie sozial – auszustatten, wenn sie aufgrund von Flucht und Krieg keine Bildungseinrichtungen in ihren Heimatländern besucht haben.

Empathie für die persönlichen Lebensgeschichten

Rund 80 Prozent ihrer Schüler*innen in den vier Leveln der Internationalen Förderklassen und der Ausbildungsvorbereitung haben einen Migrationshintergrund. Sozial-, Integrations- und Demokratiearbeit nehmen an der Schule einen großen Raum ein. „Wichtig ist, dass die Schüler*innen an der Schule Demokratie erfahren, sonst ist es zu abstrakt“, erklärte Maren Meli. Demokratie stärken – „das ist eine zentrale Aufgabe, die wir an unserer Schule bereits seit Jahren betreiben“. Nicht nur im Politikunterricht und an Projekttagen spiegelt sich die Vermittlung demokratischer Werte wider. Auch situationsbedingt wird den Schüler*innen vorgelebt, wie Demokratie funktioniert. Offene und partizipative Kommunikation, Transparenz, keine Scheu vor Tabuthemen und klare Worte und Maßnahmen bei Verstößen gegen die Regeln des Miteinanders bilden die Grundpfeiler der Schulkultur.

Nicht nur viele Nationalitäten stoßen aufeinander. Auch junge Menschen, nicht oder wenig alphabetisiert, treffen in den Sprachklassen auf Zugewanderte, die in ihrer Heimat eine akademische Laufbahn einschlagen wollten. Eine heterogene Schulwelt mit vielfältigen Herausforderungen. Ausschlaggebend sind neben den fachwissenschaftlichen Kompetenzen daher in der Lehrerschaft oft Empathie, eine soziale Ader und interkulturelle Kompetenzen. Wichtig ist, ein feinfühliges Augenmerk darauf zu haben, aus welchen Situationen die Schüler*innen kommen. Ängste vor Sanktionen oder dem Krieg im Heimatland, Traumata und Perspektivlosigkeit prägen viele Schüle*innen. „Da prallen Dinge aufeinander, die man aus der persönlichen Geschichte der Schüler*innen verstehen kann“, sagt Schulwerks-Geschäftsführerin Eva Klare-Kurtenbach. „Man agiert immer mit Menschen.“

„Kulturvermittlerinnen“ in den eigenen Reihen

Für jeden einzelnen von ihnen eine Perspektive zu finden, ist der Anspruch des Kolping Schulwerks und seiner Ersatzschulen. „Wir haben in unserem kleinen System die Chance, die Schüler*innen zu erreichen“, unterstrich die Schulwerks-Geschäftsführerin die Vorteile der Schule mit ihrer 170-köpfigen Schülerschaft. Zu den besonderen Stärken der Schule gehört auch die Mehrsprachigkeit des Kollegiums, in dem unter anderem Russisch, Polnisch und Arabisch gesprochen wird. „Viele Lehrkräfte sind bilingual aufgewachsen“, berichtet Maren Meli. Das spielt der Arbeit mit der Schülerklientel am Berufskolleg an der Otto-Stadler-Straße in die Karten. Damit hat die Schule nicht zuletzt auch „Kulturvermittlerinnen“ in ihren eigenen Reihen.

 „Ich finde es großartig, wie nah man hier an den Schüler*innen aufgrund der multikulturellen Zusammensetzung des Kollegiums ist“, sagte Norika Creuzmann zum Abschluss ihres Besuchs. Dass die Lehrkräfte die Herkunftssprachen der Schüler*innen beherrschen, erleichtere den Zugang zu ihnen deutlich. „Das hilft, dass sich die Jugendlichen integrieren und im deutschen System zurechtfinden können“, freute sich die Landtagsabgeordnete am Ende des Gesprächs, das in einem Schulrundgang mündete.

Der Austausch stieß auf fachkundige Ohren. Norika Creuzmann – unter anderem Mitglied des NRW-Ausschusses für Familie, Kinder und Jugend und von Beruf Diplom-Sozialpädagogin – und Petra Tebbe – unter anderem Vorsitzende im Paderborner Schulausschuss – sind bildungspolitische Themen nicht fremd. Zudem können sie die Impulse für vielfältige politische Ebenen mitnehmen. Norika Creuzmann agiert auf Landesebene nicht nur als Abgeordnete, sondern auch als Fraktionsgeschäftsführerin der NRW-Landtagsfraktion von B90/Die Grünen. Eine Stimme hat sie auch auf Kreisebene – sie sitzt als Fraktionsvorsitzende im Paderborner Kreistag. Petra Tebbe wirkt als Ratsfrau und Grünen-Fraktionssprecherin in Paderborn in der Kommunalpolitik mit.