Winterliche Vielfalt für OGS-Kinder

Delbrücks Erzieher*innen erproben sich in der Praxis

Geschafft, aber zufrieden – so lautete das Fazit der angehenden Erzieher*innen des Kolping-Sozial-Berufskollegs Delbrück. Ganz nah dran am „wahren“ Erzieherleben waren sie einen Vormittag lang in der OGS im Grundschulverbund Hagen-Westenholz. In der benachbarten OGS luden sie als neunköpfiges Team 65 Kinder ein: zu Winterspielen, zur Bewegung der Weihnachtswichtel und in die Schneeflockenwerkstatt. Am Teilstandort Sudhagen hießen acht Auszubildende 28 Kinder willkommen zu Traumgesichtern, ins Winterwunderland und in die Weihnachtswerkstatt. Das winterliche Vergnügen für die OGS-Kinder hatten die Kolping-Auszubildenden in ihrem Unterricht selbst geplant. Der Härtetest in der Praxis hat ihnen gezeigt, worauf es am meisten ankommt: Ruhe bewahren und auf Ungeplantes gelassen und lösungsorientiert reagieren.

Vielfältig war das Angebot, das die Erzieher*innen vom Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück für ihren Vormittag in der OGS auf die Beine gestellt hatten. Vielfältig war das Angebot, das die Erzieher*innen vom Kolping-Sozial-Berufskolleg Delbrück für ihren Vormittag in der OGS auf die Beine gestellt hatten. Foto: Jana Sudhoff

Vorbereitet hatten die Auszubildenden im Westenholz drei Stationen – angepasst an das Thema Winter. Während in der Turnhalle die männlichen „Weihnachtswichtel“ sofort aufs Fußballfeld sausten, bewiesen die Weihnachtswichtelinnen auf dem Sportfeld daneben, dass sie multitaskingfähig sind. Sie hüpften, liefen und tanzten, während sie nebenbei aufmerksam den Weihnachtsklassikern wie „In der Weihnachtsbäckerei“ oder „Stern über Bethlehem“ lauschten, um beim Stopptanz, beim „Feuer – Wasser – Luft“-Spiel oder bei der „Reise nach Jerusalem“ ihren Einsatz nicht zu verpassen.

Zielsicher und kreativ

Gepolter und Geschepper waren die maßgeblichen Tonlagen bei den Winterspielen. Ihre Zielsicherheit bewiesen die OGS-Kinder beim Tannenbaumkegeln (Bowling mit tannenbaumverzierten Wasserflaschen) oder bei der Schneeballschlacht (Dosenwerfen mit wattierten Tennisbällen). Erstaunt waren die Erzieherinnen, die die Stoppuhren nicht aus dem Blick ließen, mit wie viel Wumms und welcher Schnelligkeit die Kinder zum Teil alles abgeräumt haben. „Nochmal“ schallte es das eine oder andere Mal, nachdem alle Dosen auf dem Boden verstreut lagen. Die größte Herausforderung beim dritten Winterspiel: Die Papierskier nicht von den bestrumpften Füßen zu verlieren, während man rasant-schlurfend versuchte den Einkauf-Langlauf-Parcours zu meistern.

Wie sich Eisstiele in glitzernde oder pompons-verzierte Schneeflocken verwandeln lassen, lernten die Kinder in der Schneeflockenwerkstatt. Heiß begehrt waren auch die Tannenbäume, die aus gefalteten Tonpapierkreisen auf buntem Papier in die Höhe wuchsen und weihnachtlich dekoriert wurden. Viel Geduld und Ausdauer bewiesen die Kinder, die mithilfe von Wollfäden kleine Pudelmützen knüpften. Derweil andere Kinder aus ihrem Handabdruck einen Pinguin gestalteten oder aus Butterbrottüten Sterne entstehen ließen.

Pinguine und Eisbären bevölkerten auch die „Weihnachtswerkstatt“ in Sudhagen – wahlweise für den Einsatz als Laterne oder Fensterbild gestaltet. Verziert mit kreativen Traumgesichtern wurden kleine Abenteurer*innen beim Kinderschminken. Im Winterwunderland stillten die Kinder nach einigen Aufwärmspielen ihren Bewegungsdrang: Am „Eisberg“ wartete eine große Matten-Rutschpartie. Daneben ging’s ans Balancieren. Einen Ball in einer Kiste zu versenken, hört sich leicht an? Herausfordernd aber, wenn man den Ball nicht in der Hand, sondern zwischen den Beinen eingeklemmt hat, während man selbst an zwei Turnringen hängt. Diese Aufgabe hatten sich die Erzieher*innen für die dritte Station ausgedacht.

Ein grandioser Schachzug

Die Kooperation mit der benachbarten OGS bot den angehenden Erzieher*innen den perfekten Anlass, die „echte Arbeit“ kennenzulernen. Den Vorschlag von „nebenan“, die OGS während des pädagogischen Tags des Grundschulteams zu unterstützen, nahm das Berufskolleg gerne an. Im kooperativen Mittwochsunterricht stürzten sich die Erzieher*innen aus dem ersten und dem zweiten Ausbildungsjahr gemeinsam in die Planungen und Vorbereitungen. Sie hielten auch selbst den Kontakt zu den OGS-Leitungen, um beispielsweise Fragen zu klären wie „Wer besorgt die Materialien?“ oder „Gibt es jemanden mit einem Übungsleiterschein?“. Auch bei der Gestaltung der Stationen steckt der Teufel zuweilen im Detail. Gar nicht so einfach, ein Gestaltungsangebot für so viele Kinder zu finden, das zudem für alle Altersgruppen geeignet ist, berichtete beispielsweise Melissa Sabot, die im Westenholz die Kinder in der Schneeflockenwerkstatt anleitete. Auch die Aufmerksamkeitsspanne in einer großen Gruppe spielt eine Rolle. „Die Herausforderung ist, die Spiele so zu organisieren, dass es den anderen Kindern nicht langweilig wird, wenn sie den anderen zuschauen“, sagte Nicole Braun, die das Dosenwerfen betreute. Im Blick zu behalten, ob die Planungen aufgehen, war im Westenholz die Aufgabe von Managerin Viktoria Palnau, in Sudhagen die von Sarah Mitchell, die zwischen den Stationen hin und her pendelten. Ein grandioser Schachzug, einen Managerposten einzurichten, lobte Kurslehrer Robert Raddatz. „Reagieren und an den Stellschrauben drehen“ lautete ihre Devise bei unvorhergesehenen Situationen.

Verbesserungsvorschläge im Blick  

Herausfordernder war der Job für Viktoria Palnau, denn die Kolping-Auszubildenden standen im Westenholz vor einer außerplanmäßigen Besonderheit: Kurzfristig mussten neben den OGS-Kindern auch die Pfiffikus-Kinder betreut werden, die an diesem Tag ihre eigenen Räumlichkeiten nicht zur Verfügung hatten. Laut, wuselig und lebendig – ein praxisnaher Einblick in den späteren Berufsalltag für die angehenden Erzieher*innen, die an beiden Standorten von den OGS- bzw. Pfiffikus-Betreuer*innen unterstützt wurden. Bei den Kindern kamen die Stationen gut an. „Für jedes Kind war etwas Passendes dabei“, wurde von Seiten der OGS das vielfältige Angebot gelobt. Auch die Flexibilität – im Gesamtkonzept als auch bei den einzelnen Aktionen – fand Beifall.

Zufrieden, aber auch selbstkritisch gingen die Erzieherteams nach diesem Vormittag nach Hause. „Würde man nach Verbesserungsvorschlägen suchen, wäre es schön, mehr über die Interessen der Kinder zu erfahren, um noch spezifischer die Angebote herausarbeiten zu können“, sagte Sarah Mitchell abschließend. Im Westenholz nimmt man als wesentliche Erkenntnis mit, den Fokus künftig mehr auf die zeitlichen Strukturen zu richten. Sprich, wie lange brauchen die Kinder für die einzelnen Projekte, um einen zu großen Andrang, Wartezeiten, aber auch Leerlauf zu vermeiden.

Bunt, aufregend und herausfordernd – so haben die Erzieher*innen den Tag erlebt. „Die ersten Wochen einer spannenden echten Kooperation liegen hinter uns. Nun wird evaluiert. Wie wird es weitergehen? Wünschenswert ist es, die ersten positiven Erfahrungen auf eine mittel- und langfristige Kooperation auszuweiten“, sagt Robert Radatz.