Glaube, Achtsamkeit und „Sorgenfresser“

Tiny Church bietet Jugendlichen Raum für Morgenimpulse

Gleich doppelt spannend wurde es für das pädagogische Team auf dem Kolping Gutshof in Großeneder zu Beginn des neuen Schuljahres. Die Mitarbeitenden begrüßten nicht nur die neuen Jugendlichen im dritten Durchgang des Start-off-Projekts. Gleichzeitig hatte die Tiny Church ihren ersten Einsatz in der pädagogischen Arbeit mit den schulmüden Jugendlichen. Und der kam bei den Start-off-Jugendlichen sehr gut an.

Auf dem Kolping Gutshof in Großeneder wird Kirche zu dem, was die Jugendlichen beschäftigt. In der Tiny Church finden sie Raum und Zeit für ihren Glauben, Achtsamkeit und ihre Sorgen. Auf dem Kolping Gutshof in Großeneder wird Kirche zu dem, was die Jugendlichen beschäftigt. In der Tiny Church finden sie Raum und Zeit für ihren Glauben, Achtsamkeit und ihre Sorgen. Foto: Jana Sudhoff

Für die Jugendlichen bedeutet ihre Zeit an dem außerschulischen Lernort auch eine Art Neubeginn. Dieses Thema prägte den Morgenimpuls, zu dem sich die Jugendlichen mit dem Hofteam in den geschützten Raum in der „Kirche auf Rädern“ zurückgezogen hatten. Austauschen konnten sie sich – inspiriert von Cluesos „Neuanfang“ – über ihre Gefühle und Gedanken zu ihrem eigenen Neubeginn. Im Sinne des Growth-Mindset-Konzepts, das sich wie ein roter Faden durch das Schuljahr ziehen wird, wurden sie ermutigt, an ihre eigene Lernfähigkeit und Selbstwirksamkeit zu glauben.

„Ich kann es noch nicht“

Lynn Luber und Mieke Harms, Praktikantinnen im Anerkennungsjahr, sensibilisierten die Jugendlichen in einem kurzen Dialog für den zentralen Gedanken: Das kleine Wörtchen „noch“ macht den entscheidenden Unterschied: „Ich kann es noch nicht“ – das bedeutet, dass man an seinen Herausforderungen wachsen und sie bewältigen kann. „Herausforderungen sind Helfer, die uns zeigen, was in uns stecken kann“, betonte Carolin Amthor-Bröker, Projektleiterin des Kolping Gutshofs, die den ersten Morgenimpuls moderierte.

„Niemand ist so glatt und perfekt wie eine Murmel, denn auch eine scheinbar glatte Murmel hat Schrammen sowie jeder und jede von uns seine und ihre Ecken und Kanten mitbringt“: Diese Botschaft untermauerte sie mit einer Kugelmeditation. Und so wie eine Murmel nicht von selbst in Bewegung gerät, sondern angestoßen werden muss, „wünsche ich uns, dass auch wir uns in der Gemeinschaft gegenseitig anstoßen, uns Motivation sowie Kraft geben“, schloss Carolin Amthor-Bröker den ersten Impuls. Ihre (gegenseitigen) Wünsche für das kommende Schuljahr teilten die Jugendlichen per virtuellen Kerzengruß mit der Gruppe – akustisch untermalt von Erzieher Sebastian Böhlen an der Gitarre.

Regelmäßiger Wochenausklang

Die ersten Rückmeldungen der Jugendlichen: Sie haben sich wohlgefühlt und dementsprechend fiel es ihnen nicht schwer, sich auf die Übungen einzulassen. „Alle sind auf den Morgenimpuls angesprungen und haben ihn zu sich durchdringen lassen“, freute sich auch Carolin Amthor-Bröker über eine gelungene Premiere. „Die Tiny Church bietet uns die Chance, Kirche zu dem zu machen, was uns beschäftigt“, so hatte sie den Jugendlichen die Bedeutung der Friedenskirche für das Start-off-Projekt erklärt. Wenn die Friedensglocke demnächst freitagsmorgens ihren hellen Klang als akustisches Signal über den Hof des Gutshofs schickt, ist es Zeit für den „Impuls der Woche“ – Zeit und Raum für Achtsamkeit, Glaube und alle Themen, die die Jugendlichen beschäftigen. „Eine gute Gelegenheit vorm Wochenende noch einmal die Stimmung aus der Gruppe aufzugreifen, Sorgen anzusprechen, sie loszulassen und den Hof entspannt zu verlassen“, erklärt Carolin Amthor-Bröker die Terminwahl am Freitag, vorausgesetzt die Tiny Church ist nicht ausgeliehen.

Auch außer der Reihe möchte das Start-off-Team zu besonderen Anlässen – wie beispielsweise an christlichen Feiertagen – die Tiny Church für zusätzliche Einheiten nutzen. Gestaltet und moderiert werden die „Morgenimpulse“ reihum von den Teammitgliedern – als Mentorin fungiert Carolin Amthor-Bröker. Feste Bestandteile des Morgenimpulses sollen musikalische Elemente, Reminder und Give-aways werden. „Musik macht alles intensiver und gibt den nötigen Raum, bei sich selbst zu sein“, betont die Gutshof-Projektleiterin. Gemeinsam erstellte Materialien wie Plakate oder Bilder werden als Erinnerungsstützen an eine Magnetwand gepinnt. Kleine „Mitgebsel“ wie Kärtchen, Bilder, Steine, gestaltete Hühnereier oder etwas Süßes sind als kleine Anker gedacht. „Mit ihnen können die Jugendlichen ihre Gedanken aus dem Morgenimpuls mit in den persönlichen Alltag nehmen“, erklärt Carolin Amthor-Bröker.

Begleitet wurden die „Morgenimpuls“-Premiere und das Start-off-Projekt auf dem Gutshof von einem WDR-Kamerateam: Lokalzeit Südwestfalen

Es gibt auch noch einen Gänsehautmoment in der Tiny Church

Ein besonderes Klangerlebnis in einer besonderen Location: Das Trio ARTE Musica gab in der Tiny Church eine kurze Kostprobe seines Repertoires nach der Verleihung der Konrad-Martin-Medaille in Soest. Unsere Kollegin Irena Burmester spielt übrigens „die erste Geige“ in dem Trio.

Gerne reinhören: https://youtu.be/_T3rXR2kOzg?si=FDeU-hR4JbsSaKkm